Allgemein

Gastbeitrag der Queeraten

Aromantic Awareness Week

Vom 20.02. bis zum 26.02. findet die Aufklärungswoche für das aromantische Spektrum statt. Passend dazu möchten wir Euch über das Thema Aromantik aufklären.

Aromantische Menschen empfinden entweder keine, wenig oder nur unter bestimmten Bedingungen romantische Anziehung zu anderen Menschen oder haben einfach kein Interesse an romantischen Beziehungen. Sie bezeichnen sich auch als aro (ausgesprochen wie Arrow).

In vielen Filmen & Storythemen gilt es als Happy End, die große und glückliche Liebe zu finden, das gilt jedoch nicht für alle. Denn aromantische Menschen haben andere Ziele im Leben, ihnen fehlt die „große Liebe“ nicht und romantische Liebe ist nicht die einzige Form von Liebe, deswegen sind sie auch weder allein noch einsam.

Abgrenzung zu Asexualität

Asexualität hingegen beschreibt die Abwesenheit sexueller Anziehung zu anderen Personen. Die Selbstbezeichnung ist ace.
Wie auch bei der Aromantik ist die Asexualität ein Spektrum mit vielen Untergruppen, welche alle unter den Begriff asexuell fallen.[1]

Aromantik als Spektrum

Aroace: Aromatische asexuelle Person, die keine romatische oder sexuelle Anziehung fühlt. Oft werden sie als gefühlslos bezeichnet, was jedoch nicht der Fall ist, denn neben romantischen und sexuellen Gefühlen gibt es noch jede Menge andere.

Aroallo: Aromantische Person die sexuelle, aber keine romantische Anziehung zu anderen Menschen verspürt. Dies wird von der Gesellschaft verpönt. Entsprechenden Personen werden oft Bindungsprobleme zugeschrieben. Im Gegensatz zu Aroallo gibt es Alloace, welches asexuelle Personen beschreibt, die dennoch romantisches Interesse empfinden.

Aroflux & Arospike: Aromantische Personen, deren romantische Anziehung mal stärker, mal schwächer und mal gar nicht ausgeprägt ist. Das ändert sich dann im Laufe der Zeit immer mal wieder.

Demiromantic: Personen, welche erst eine romantische Anziehung verspüren können, nachdem sie eine emotionale Bindung mit der entsprechenden Person aufgebaut haben. Diese Bindungen sind z.B. freundschaftlicher oder sexueller Natur.

Frayromantic: Personen, welche romantische Anziehung nur für Personen verspüren, zu denen sie keine emotionale Bindung aufgebaut haben. Fray kommt von dem altenglischen Wort Frey für Fremd.

Grayromantic: Personen, die sich irgendwo auf dem Spektrum zwischen Aromantik und Alloromantik befinden, damit können Personen gemeint sein, die wenig romantische Anziehung spüren oder nur unter bestimmten Bedingungen oder die sich einfach noch nicht 100%ig sicher sind, aber wissen, dass sie sich irgendwo auf dem Spektrum bewegen. Gray- oder auch Greyromantic ist damit ein Überbegriff bzw. – wie das Wort schon sagt – eine Grauzone.

Medienlandschaft

Asexuelle und aromantische Personen bleiben in allen Medien meist unsichtbar. Sicher gibt es Beispiele für Charaktere in Filmen und Serien, die aromantisch sein könnten, aber meist fehlt ein Bekenntnis dazu.[2] 

Foto von 3 FilmrollenDie „Probleme“ welche die Gesellschaft mit aromantischen Menschen hat, werden auch sehr selten thematisiert. Zudem beinhalten Filme und Serien, auch wenn das Hauptthema nicht Beziehungen sind, oft romantische und/oder sexuelle Szenen, die aromantische und asexuelle Personen manchmal als unnötig ansehen, weil damit natürlich die breite romantische Masse angesprochen werden soll. Besonders bei lang laufenden Serien ist es leider oft der Fall, dass eine anfängliche Freundschaft zwischen einem Mann und einer Frau in eine Liebesbeziehung übergeht. Selbst wenn dies nicht der Fall ist und die Charaktere keine Liebesbeziehung aufbauen, werden sie hetero normativ geschrieben und outen sich nicht als Aros. Deswegen haben wir nur sehr wenige Vorbilder für rein platonisch lebende Menschen in den Medien.

Druck der Gesellschaft

Die Stigmatisierung oder gar Diskriminierung von Menschen, die Single sind, nennt sich Singlism. Der Versuch bei der Suche zu helfen, führt so meist nur zu Problemen. Auch kann ein Druck oder Zwang zu ehelichem Leben in einer klassischen familiären Verbindung aufgebaut werden. Dieser wird auch bei uns in Deutschland durch patriarchiale Strukturen und die Erziehung aufrecht erhalten.
Meist wird von Eltern oder Freund:innen einfach angenommen, dass noch nicht der:die richtige Partner:in gefunden wurde. Von jedem Menschen wird erwartet, dass er ab einem gewissen Alter eine Beziehung eingeht und Kinder gezeugt werden.[3]

Foto von 2 Eheringen. Diese sind mit einem weissen Band auf ein weisses Kissen mit Perlen festgebundenDas bedeutet jedoch nicht, dass aromantische Menschen generell nicht heiraten wollen oder keine Familie gründen wollen. Gerade die Aro-Community hat den Begriff „queerplatonische Beziehung“ (kurz: QP-Beziehung) geprägt, die den gleichen Stellenwert hat wie eine romantische Beziehung, nur auf Basis platonischer Gefühle bzw. sind die Gefühle vergleichbar mit familiären. Manche würden sagen, man wäre mit dem:der besten Freund:in zusammen, aber das ist nur eine stark vereinfachte Erklärung.  Wie intim man in so einer Beziehung wird, wie viel „romantische“ Zeit miteinander verbracht wird und ob man heiratet, Sex hat und oder Kinder bekommt, entscheidet dabei jedes Paar für sich. Diese Beziehungen müssen nicht den gesellschaftlichen Normen folgen, da nicht vorgeschrieben ist, wie diese Beziehung aussehen muss, was sie beinhalten muss und was das Ziel davon ist. Dadurch kann man dem gesellschaftlichen Druck also entgehen. Der Nachteil ist, dass diese Art von Beziehung grade von alloromantischen Menschen verpönt wird, es sei „keine richtige Beziehung sondern nur Freundschaft“. Der Grund dafür ist vermutlich, dass sie die Gefühle dahinter nicht richtig nachvollziehen können, oder sie sich einfach nicht genug mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Dabei könnten alle Menschen, egal mit welcher romantischen oder sexuellen Orientierung, eine QP-Beziehung führen.

Es ist gut, dass sich immer mehr Menschen öffentlich „outen“, obwohl der Druck in manchen Strukturen hoch ist und Ausgrenzung droht, wie z. B. in der katholischen Kirche.[4a] [4b]
Je mehr Menschen sich dazu durchringen können, desto mehr Sicherheit gibt es für queere und insbesondere aromantische Menschen nicht diskriminiert zu werden.
Auch allgemein in der Gesellschaft gibt es immer mehr Menschen, die eine gewisse Bekanntheit haben und als sichtbare Identifikationfiguren für aromantische Menschen dienen.[5]

Good to know

Ein „Erkennungsmerkmal“ in der Asexuellen Community ist ein schwarzer Ring am rechten Mittelfinger. Das Pendant der Aromantischen Community dazu ist ein weißer Ring am linken Mittelfinger.


Weiterführende Quellen:

Queer-Lexikon: A_Romantik
Fandom.com: Aromantic_Spectrum


Weiterführende Links:

[1] Asexuelles Spektrum erklärt anhand von Müsli (englisch)
[2] Fiktive aromantische Charaktere
[3] Erzählung von Diskriminierungen im Interview mit einer quoiromantischen und einer aroace Person 
[4] Doku wie „Gott uns schuf“ mit Einzelbeitrag zu
     [4a] Asexuell 
     [4b] Demisexuell 
[5] 23 asexuelle Promis